Elektroschrott vermeiden: nicht nur für die Umwelt sinnvoll
Ressourcen schonen, Daten schützen und Nachhaltigkeit stärken mit einer zirkulären Entsorgungsstrategie
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist Elektroschrott der am schnellsten wachsende Abfallstrom weltweit. Allein im Jahr 2023 wurden 61 Millionen Tonnen Elektronikgeräte wie Computer, Server, Smartphones und Drucker weggeworfen, und es wird erwartet, dass die jährliche Menge bis 2030 auf fast 75 Millionen steigen wird. Wie viel wird von diesem digitalen Müll derzeit recycelt? Nicht einmal 18 %.
Die Menge an Elektroschrott steigt, weil elektronische Geräte immer häufiger ausgetauscht werden. Denn im Zuge der digitalen Transformation wächst der Druck auf IT-Leiter:innen, das Personal stets mit der neuesten Technologie – und vielen Geräten – auszustatten.
Gefahr für Mensch und Natur
All diese elektronischen Geräte sind eine tickende Zeitbombe für die Umwelt. Sie enthalten gefährliche Stoffe wie Blei, Quecksilber und Cadmium, die bei unsachgemässer Entsorgung in unser Ökosystem gelangen können. Schwermetalle verschmutzen den Boden und das Grundwasser und gefährden damit die Natur und auch uns Menschen. Ausserdem führt die Entsorgung von elektronischen Geräten zu mehr Bergbauarbeiten, wenn Edelmetalle nicht im Vorhinein zur Wiederverwertung aussortiert werden. Es wird geschätzt, dass eine Tonne Leiterplatten bis zu 800 Mal so viel Gold enthält wie eine Tonne Golderz. Die Einzelmengen mögen klein sein, aber sie im grossen Massstab zu extrahieren, ist äusserst profitabel. Kürzlich wurde gemeldet, dass einige Unternehmen pro Tag bis zu 85.000 USD mit dem Recycling von Gold und Kupfer aus weggeworfener Elektronik verdienen.
Ein weiteres Problem: Weggeworfene oder recycelte Elektronikgeräte können noch sensible Daten enthalten. 2022 zahlte eine grosse, weltweit tätige Bank 60 Millionen USD, um eine Klage wegen nicht gelöschter personenbezogener Daten auf entsorgten IT-Geräten beizulegen. Im Jahr 2021 wurde bei einem Kaspersky-Audit von Gebrauchtgeräten festgestellt, dass auf 90 % noch Spuren von privaten und geschäftlichen Daten enthalten waren und es bei 74 % mit Spezialtools sogar möglich gewesen wäre, die Daten wiederherzustellen.
Verpflichtung zur Nachhaltigkeit
Die IT kann sich nicht leisten, das Thema Elektroschrott zu ignorieren. Über 90 % der S&P-500-Unternehmen verfolgen inzwischen ESG-Initiativen für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, mit denen sie sich selbst zur Nachhaltigkeit verpflichten. Wird bei der Entsorgung von IT-Assets nicht verantwortungsvoll vorgegangen, kann das für die Reputation verheerende Folgen haben.
Gut, dass eine verantwortungsvolle Entsorgung mit entsprechender Unterstützung mühelos zu bewältigen ist und sich sogar finanziell lohnen kann. Ein zentrales Prinzip ist dabei die Kreislaufwirtschaft, bei der die der Natur entnommenen Ressourcen nicht verloren gehen. Statt Geräte wegzuwerfen, die vermeintlich das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben, können sie wiederverwendet, aufbereitet und recycelt werden – und der Kreis wird geschlossen.
Beschaffung: der erste Ansatzpunkt
Bereits zu Beginn des Einkaufsprozesses können sich IT-Abteilungen entscheiden, nur von Unternehmen zu kaufen, die sich zu nachhaltigeren Produkten verpflichtet haben. Bei den meisten grossen Technologiefirmen ist das der Fall. Sie veröffentlichen auch Daten dazu, wie sie den Einsatz von Gefahrstoffen reduzieren und die Wiedergewinnung von Rohstoffen aus nicht mehr nutzbaren Produkten fördern.
Das Luna-Konzept von Dell beispielsweise zielt darauf ab, durch modularen Aufbau, einfache Reparatur und umweltfreundliche Materialien nachhaltigere Laptops herzustellen. Andere grosse PC-Hersteller verfolgen ähnliche Initiativen.
Längere Nutzung
Durch interne Programme zur Wiederverwendung lässt sich die Nutzungsdauer älterer Geräte um Jahre verlängern. Nicht alle im Unternehmen brauchen nagelneue Geräte mit bester Ausstattung. Computer, die im Engineering und im Grafikdesign ausgedient haben, können für einfache Bürotätigkeiten oder das Callcenter mehr als ausreichend sein.
Ein lückenloses Asset-Tracking verhindert ebenfalls, dass zu oft neue Geräte angeschafft werden müssen.
Auch Cloud-Services können den Bedarf an Neugeräten reduzieren. Viele rechenintensive Anwendungen laufen in der Cloud effizienter als auf Desktops und lokalen Servern. Ältere PCs sind dann sozusagen nur noch Terminals für Cloud-Anwendungen und lassen sich in dieser Funktion noch jahrelang einsetzen. Durch ihre Skaleneffekte und die gemeinsame Infrastruktur können Cloud-Provider Daten effizienter verarbeiten als lokale Rechenzentren. Ausserdem verfügen sie alle über ambitionierte Programme zur Senkung des Stromverbrauchs und des CO2-Ausstosses.
Kreislauf statt Lebensende
Eine zirkuläre Entsorgungsstrategie mit Remarketing, Aufbereitung und Recycling hat mehrere Vorteile.
Nachdem nicht mehr benötigte Geräte vollständig von Daten und lizenzierter Software bereinigt wurden, können sie oft noch weiterverkauft oder aber an gemeinnützige Organisationen und Schulen gespendet werden. Spenden lassen sich unter Umständen auch steuerlich geltend machen.
Wenn Geräte nicht mehr im Ganzen verkauft werden können, lassen sich ihre Einzelteile wie Leiter- oder Festplatten möglicherweise noch für den Einsatz in Geräten, die wenig Leistung benötigen, wie zum Beispiel Controller oder Sensoren, verkaufen. Gold, Silber, Platin und Palladium können aus Elektronik rückgewonnen und als Rohstoffe verkauft werden. Falls Sie dabei Hilfe benötigen, unterstützen wir Sie gern mit unserem Iron Mountain Asset Lifecycle Management.
Unternehmen, die ihr Asset Lifecycle Management im Sinne der Kreislaufwirtschaft angehen möchten, sollten unbedingt auf Sicherheit und Datenschutz achten. Verantwortungsvolle Anbieter gewährleisten eine Datenbereinigung, die jedem Audit standhält, eine sichere Nachweiskette und eine dokumentierte umweltschonende Entsorgung.
Das Thema Nachhaltigkeit hat in der Vorstandsetage heutzutage höchste Priorität. Deshalb muss jede IT-Abteilung in der Lage sein, Elektroschrott so weit wie möglich zu vermeiden. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für das Unternehmen selbst.
Gartner, Top Strategic Technology Trends for 2024: Sustainable Technology, Autumn Stanish, Kristin Moyer, 16. Oktober 2023
Gartner, The Complete Guide to a Sustainable Device Life Cycle Using the IT Circular Economy, Autumn Stanish, Annette Zimmermann, 7. September 2022
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