Moderne Lieferketten verlangen agile Logistik
Wie wir Lieferketten widerstandsfähiger, leichter anpassbar und somit agiler machen
In den letzten zwei Jahren ist in den globalen Lieferketten alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte – von langen Grenzschließungen bis hin zu einem im Suezkanal stecken gebliebenen Containerschiff. Dazu kamen fehlende Lkw-Fahrer:innen und hohe Lagerpreise und Frachtpreise, die sich in der Pandemie zeitweise fast vervierfachten.
Alle Betroffenen fragen sich besorgt, wann endlich alles wieder normal wird. Aber vielleicht sollte Normalität nicht unser Ziel sein. Ganz im Sinne von Sir Winston Churchill sollten wir stattdessen überlegen, welche unserer Grundannahmen wir überdenken müssen, um Lieferketten widerstandsfähiger, leichter anpassbar und somit agiler zu machen.
Die Pandemie hat gezeigt, welche Probleme die Just-in-time-Bestandsverwaltung mit sich bringt, an die sich Hersteller, Logistikunternehmen und Einzelhändler in den letzten dreißig Jahren gewöhnt hatten. Bei Just-in-time werden Materiallieferungen zu genau dem Zeitpunkt geplant, an dem sie gebraucht werden. Bei diesem Prinzip muss man sich unbedingt auf zuverlässige, vorhersehbare Lieferketten verlassen können. Gerade in den ersten Monaten der Coronakrise zeigte sich auf dramatische Weise, wie schnell die Just-in-time-Methode zu leeren Regalen führen kann, wenn die Lieferketten unterbrochen sind.
Logistische Engpässe
Ein Glied der Lieferkette, das besondere Aufmerksamkeit verdient, ist die Logistik. Treten hier Lücken auf, lassen sich diese nicht so einfach wieder schließen. Es kann Monate dauern, bis neue Verträge ausgehandelt sind, während die erforderlichen Lagerflächen, Lkws und Fahrer:innen organisiert werden. Dann wird erwartet, dass gleich mehrjährige Verträge unterzeichnet und damit feste Lagerkapazitäten reserviert werden, unabhängig davon, wie sich das Geschäft entwickelt. Das ist vor allem auch für saisonal tätige Unternehmen eine Belastung, denn sie zahlen so monatelang für Flächen, die sie nicht nutzen, nur um genügend Bestände vorrätig zu haben, wenn der Umsatz wieder anzieht.
Überhaupt genug Fläche zu finden ist derzeit schwieriger denn je. Allein in Deutschland werden laut CBRE im Onlinehandel bis 2025 zusätzlich rund 4 Millionen Quadratmeter Lager- und Logistikflächen benötigt. Und selbst wenn Unternehmen genügend Platz finden, klagt die Transportbranche über Fachkräftemangel, so dass Lieferketten gefährdet sind. In Europa fehlen derzeit ca. 400.000 Fahrerinnen, in Deutschland sind es laut DIHK bspw. 60.000 bis 80.000.
Die Pandemie hat zudem beim Kaufverhalten und bei den Kundenerwartungen systemische Veränderungen bewirkt. Da die Menschen während der Lockdowns weder in Urlaub fahren noch Restaurants besuchen konnten, gaben sie viel Geld für Möbel, Elektro-, Sport- und Küchengeräte sowie Heimwerkerbedarf aus. Viel davon wurde über das Internet bestellt: 2021 wurden weltweit ganze 4,9 Billionen USD im Online-Einzelhandel ausgegeben, und diese Zahl wird in den kommenden vier Jahren wohl noch einmal um mehr als 50 % steigen.
Amazon hat mit seiner Lieferung am nächsten Tag die Kundenerwartungen fast ins Unermessliche getrieben. Der Einzelhandel steht nun unter dem Druck, trotz unvorhersehbarer Lagerbestände und Logistik denselben Service zu bieten.
Mehr als Resilienz
Die coronabedingten Störungen haben zahlreiche Diskussionen über die Resilienz von Lieferketten ausgelöst. Hersteller und Händler schaffen sich mehr Sicherheit, indem sie mehr Lieferanten suchen, kürzere Lieferwege ausfindig machen und sogar eigene Logistiknetze aufbauen. Das führt zu höheren Kosten, die wiederum zum derzeitigen Rekordhoch der Inflation beitragen.
Resilienz bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, die Vorteile des Just-in-time-Prinzips aufzugeben. Der Fokus sollte jedoch nicht nur auf einer resilienteren, sondern auch auf einer agileren Lieferkette liegen. Laut Gartner haben im Zusammenhang mit der Pandemie 89 % der Verantwortlichen Pläne entwickelt, um ihre Lieferketten in den kommenden Jahren agiler zu gestalten und ihnen quasi Selbstheilungskräfte zu verleihen. Dabei helfen Logistiknetze, die genauso anpassbar sind wie die Unternehmen, die sie nutzen.
McKinsey definiert agile Unternehmen als solche, die mit Unsicherheiten zurechtkommen und Ressourcen flexibel und schnell dort einsetzen können, wo sie gerade gebraucht werden. Starre, feste Logistiknetze, Mehrjahresverträge und lange Entscheidungszyklen hingegen sind Feinde der Agilität. Agile Unternehmen profitieren von Logistikanbietern, die die erforderliche Lagerfläche sowie Fulfillment-Programme innerhalb weniger Wochen bereitstellen können, mit Standorten im ganzen Land, technologiegestützten Systemintegrationen und Vertragslaufzeiten von wenigen Monaten statt mehreren Jahren.
Resilienz in der Lieferkette reicht nicht aus. Es sollte nicht das Ziel sein, den Vor-Corona-Zustand wiederherzustellen, sondern mehr Agilität in der Lieferkette zu erreichen und von unseren Logistikpartnern dasselbe zu verlangen. Denn responsive Unternehmen können auf Unbeständigkeiten schneller reagieren, ihre Kosten leichter unter Kontrolle halten und gleichzeitig die Anforderungen ihrer Kundschaft besser erfüllen. Nutzen auch Sie diese Erkenntnisse und setzen Sie eine moderne agile Lieferkette um.